jep, richtig gelesen. ich bin mama. laura's mama. seit ziemlich genau 6 monaten. und immernoch gibt es oft momente, in denen ich mich kneifen muss um es zu begreifen. da ist ein kleines würmchen in deinem leben und so gut wie alles ist anders. komplett anders.
im ersten halben jahr habe ich sehr viel gelernt. vieles, von dem ich mir wünschte, dass mir das mal vorher jemand gesagt hätte. mir wäre einiges an stress erspart geblieben.
(zum gleichen thema aber bzgl schwangerschaft empfehle ich den post von anna frost. mehr gibt es da nicht hinzuzufügen.)
deshalb gebe ich hier meine erfahrungen und ratschläge weiter, um evtl jemandem da draußen die erste zeit mit baby etwas zu erleichtern. ohne fachchinesisch oder schönrederei der forensümpfe. das ist das letzte was man gebrauchen kann und macht nur zusätzlich verrückt. genauso wie die unzähligen sprüche die einem aus allen richtungen um die ohren fliegen. die beliebtesten habe ich mal aufgegriffen und klargestellt:
- "du willst stillen?! das ist doch voll peinlich in der öffentlichkeit! und das kind gewöhnt sich dran und dann musst du das ewig machen! und überleg mal wie gebunden du bist! und überhaupt: in der stillzeit musst du noch mehr auf deine ernährung achten als in der schwangerschaft!"
ok. eins vorweg: jede frau kann selbst entscheiden ob sie stillt oder nicht.
ich persönlich habe mich pro entschieden weil sehr vieles dafür spricht:
1. was man nicht abstreiten kann ist die tatsache, dass stillen einfach das beste für das kind ist. abwehrkräfte werden gestärkt, allergien wird vorgbeugt, alle nährstoffe sind drin die es braucht.
allerdings ist die flaschenmilch nah am original und es ist auch noch kein kind davon gestorben (ich bin selbst ein flaschenkind).
2. es ist kostenlos, immer richtig temperiert und sofort einsatzbereit (vor allem nachts ein segen!)
3. stillen ist nicht nur gegen den hunger sondern auch ein unersätzlicher trost für die kleinen. wenn meine tochter aus irendeinem grund wie verrückt geschrien hat und nichts half, das stillen hat immer funktioniert und sie beruhigt.
man sollte trotzdem bedenken dass man schon auf eine art gebunden ist. klar, man kann auf vorrat abpumpen aber es gibt auch kinder die die flasche blöd finden und nur direkt an mamas brust trinken wollen.
davon abgesehen tut es unter umständen weh. bei mir war das leider ein extremfall. im krankenhaus hat mir niemand gezeigt wie das alles richtig geht und auf was man achten sollte deshalb kam es wie es kommen musste: die ersten 2-3 monate waren eine unfassbare qual. ich war körperlich und seelisch am ende. ich hätte die kleine lieber 10x am tag zur welt gebracht als 10x zu stillen. und das ist nicht übertrieben. ich habe vor schmerzen geschrien und geweint. ich wünsche es niemandem. im nachhinein weiß ich nicht ob ich besser abgestillt hätte, selbst meine hebamme meinte dass sie sowas noch nie gesehen hat. nachdem laura in 4 wochen 0 gramm zugenommen hat mussten wir zufüttern. durch die panik blieb natürlich die milch zurück, die kleine hatte öfter hunger. ein teufelskreis. aber ich habe durchgehalten und irgendwann war alles gut. mittlerweile läuft es komplett schmerzfrei und alles ist bestens. ob ich mich unter den umständen wieder so machen würde weiss ich allerdings nicht, wahrscheinlich hätte ich eher zugefüttert. das ist nämlich nix schlimmes oder ein zeichen für schwäche. man muss den zeitpunkt erkennen an dem es einfach nicht anders geht. bitte nicht schuldig fühlen.
ernährungstechnisch sei nur gesagt: probieren geht über studieren. ich habe komplett auf blähende lebensmittel und kohlensäurehaltige getränke sowie koffein verzichtet. einfach weil ich es nicht brauchte und dachte mir so eventuelle probleme zu ersparen. es muss aber nicht sein dass dein kind umegehend bauchweh bekommt wenn du kohlsuppe isst oder die ganze nacht wach bleibt weil du ne tasse kaffee getrunken hast. nur eins bitte nicht tun: diäten!
- "in den ersten monaten nach der geburt ist jeglicher sport tabu!"
blödsinn. die einzigen sachen die nicht wirklich empfehlenswert sind sind joggen und trampolinspringen. alles andere kannst du nach eigenem ermessen machen. und besuche definitiv einen rückbildungskurs! das ist das beste was du tun kannst, hilft enorm
- "was? dein kind mag nicht im kinderwagen liegen? schläft nicht alleine? ganz schön verwöhnt!"
wenn ich das wort "verwöhnt" höre, werde ich mittlerweile so sauer, dass man sich besser nicht weiter mit mir unterhält. eltern/schwiegereltern benutzen es besonders gerne.
im bezug auf laura musste ich es mir sehr oft anhören.
zum einen sie ist ein sogenannter tragling, d.h. sie hasst den kinderwagen. sobald ich sie reingelegt hab hat sie geweint. und auch erst aufgehört wenn ich sie getragen habe. mittlerweile habe ich das akzeptiert, tragen hat schließlich auch so seine vorzüge. den wagen haben wir trotzdem noch, man weiß ja nie. spätestens im buggy alter wird er wieder rausgekramt.
zum anderen kann sie nicht gut alleine schlafen. sie schläft in der trage/im tragetuch unterwegs oder nachts neben mir im bett. immer wieder vergewissert sie sich dass ich da bin indem sie meine hand drückt. ausserdem hat sie nachts immernoch regelmäßig hunger. und ich bin ehrlich gesagt einfach zu faul immer in ihr zimmer zu rennen, sie zu füttern und wieder hinzulegen. das mache ich dann lieber indem ich mich einfach zu ihr drehe. ich finde es schön und beruhigend. beängstigender finde ich die tatsache, dass von neugeborenen verlangt wird möglichst selbstständig zu sein. am besten direkt alleine schlafen, essen, spielen. die eigenen bedürfnisse werden oft in den vordergrund gedrängt.
bedenke dass das böhnchen bisher noch länger in deinem bauch als auf der eigentlichen welt war und gewisse urinstinkte einfach da sind. ausserdem sind kinder die am anfang klammern später schneller eigenständig weil sie wissen dass sie immer zu dir kommen können.
und das wichtigste: du kannst dein kind im ersten lebensjahr garnicht verwöhnen!!
von erziehung kann noch nicht gesprochen werden, das kommt früh genug. sieh das wort "verwöhnen" auch mal positiv. dein baby soll verwöhnt werden, nach strich und faden. es soll sich wohlfühlen. das ist die beste grundlage die es haben kann.
- "das kann auch mal schreien, ist gut für die lungen!"
bitte bitte nicht! mal abgesehen davon, dass diese behauptung von den nazis aufgestellt wurde (danke auch ihr vollidioten): schreien ist die einzige mitteilungsmöglichkeit die dein kind hat. gehe darauf ein, egal wie hart es manchmal für die nerven ist. die nähe ist unglaublich wichtig und tut gut, obwohl die kleinen einem das nicht immer direkt zeigen.
schreien lassen fürht irgendwann zu kapitulation und kann einen derben knick in der psyche zur folge haben.
- "ohja das hatte mein kind auch, da hilft xy! immer!"
pustekuchen. wenn das so wäre gäbe es nur noch ruhige und direkt verstandene babys. vor allem deprimiert es enorm, wenn trick xy bei jedem zu funzen scheint außer bei einem selbst.
nichts hilft gleichermaßen bei jedem kind, egal ob medikament oder irgendwelche kniffe im alltag.
- "also ich hab 2 wochen nach der entbindung wieder mein normalgewicht. nur durch stillen"
ok, das gibt es wirklich. ich habs live bei meiner lieben bekannten miterlebt. die sah nach absurd kurzer zeit wieder aus wie vorher ohne was dafür zu tun. es war einfach so. aber auch hier gilt leider dass es nicht für jeden gilt. ich habe in der ersten zeit gefühlt von morgens bis abends gestilltt und es ist NICHTS passiert. mittlerweile schon aber so unfair es auch scheint: bitte keine diät machen falls du stillst! die entgiftung landet in deinem kind und das ist nicht cool. wenn du die einfachen regeln des alltags befolgst (bewegung und nicht zu viel mist futtern) kommt das früher oder später von allein.
puh. das sind ein paar der aussagen, die du dir in den ersten monaten als frisch gebackene mama mit großer wahrscheinlichkeit anhören kannst. ich habe die erste zeit leider damit verschwendet, diverse tipps erfolglos umzusetzen oder irgendwelchen bilderbuch-alltags-stories nachzuschluchzen (die sich viele mütter aus mir unerklärlichen gründen gerne aus den fingern saugen) anstatt mich einfach mal auf mich und mein kind zu konzentrieren.ich lernte die zeichen, die laura mir gibt richtig zu deuten und nehme die dinge wie sie eben kommen. seit ich das tue, ist alles sehr viel entspannter.
merke: jeder mensch ist anders, und logischerweise auch jedes kind.
lass dich nicht verunsichern oder dir reinreden. du wächst täglich mehr in deine mama-rolle. fehler gehören dazu und müssen auch sein.
in diesem sinne: du wirst das schon wuppen, du bist ne super mama!
2. Oktober 2014
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